Schaue ich durch das Fenster vor mir, so sehe ich die Landschaft Nordamerikas vorbeiziehen. Ich sitze im
Nachtzug, der mich von Chicago nach San Francisco bringt. So schön die Landschaft auch ist, ich denke
wehmütig und gleichzeitig voller Freude auf mein letztes halbes Jahr zurück. Ich studierte und forschte
am MIT, genauer im Institut von Frau Prof. Carstensen. Ich denke zurück an Menschen, die mich durch
ihren Wissensdurst und Charisma tief beeindruckt haben, an den Dome des MIT – einem Tempel des
Wissens – den ich von meinem Schreibtisch sah, und eine Exkursion nach New York mit Prof. Ochsendorf.
Im Institut von Frau Prof. Carstensen dreht sich alles um Topologie Optimierung und so auch meine
Thesis. Zugegeben, ein etwas sperriger BegriO, aber dahinter verbirgt sich der Gedanke, das Design einer
Konstruktion auf die wesentlichsten Bereiche zu reduzieren. Stellen Sie sich einen Kran vor, wie er auf
Baustellen steht. Prinzipiell ist auch der Kran, der nur noch aus einem Fachwerk besteht, in seiner
Struktur optimiert. Alle nicht tragenden Elemente wurden entfernt. Wird es komplizierter, lässt sich
dieses Prinzip nur noch mithilfe von computergestützten Simulationen umsetzen.
Mit Prof. Carstensen habe ich eine Mentorin gefunden, die mich weit über die Zeit meiner Thesis begleiten
wird. Ende Mai werde ich, zusammen mit ihr, nach Japan auf eine Konferenz reisen und meine Arbeit vor
einem Fachpublikum präsentieren. Im Anschluss daran steht die VeröOentlichung der Forschung in
einem Journal an. Was ich mir unbedingt von ihr abschauen möchte, ist ihre Art ein Team zu führen.
Während meines Studiums (Maschinenbau) an der RWTH Aachen und TU München habe ich immer
parallel an Instituten gearbeitet. Aber die kollektive Begeisterung und den Spirit, der im Institut von Prof.
Carstensen herrscht, habe ich so noch nie erlebt. Hier arbeitet keiner für sich an seinem Projekt im stillen
Kämmerlein. Nein, alle sitzen gemeinsam im Gruppenraum und bieten gegenseitig Hilfe an. Das Ziel ist
es, als Team die Projekte so erfolgreich wie möglich zu machen. Wissen wird gerne geteilt und zusammen
diskutiert. Meine Meinung ist, dass die Arbeit davon unglaublich profitiert, da viel mehr
Querverbindungen zwischen den Projekten gezogen werden, als ich es aus Deutschland kenne.
Warum ist mir der Dome so im Gedächtnis geblieben? Da er ein Sinnbild des Wissensdurstes ist. Eine
Eigenschaft, die man auf den gesamten Ballungsraum Boston übertragen kann. Zwei der bekanntesten
Universitäten, Harvard und MIT, befinden sich in Cambridge, USA, keine 2 km voneinander entfernt. Und
ja, es prägt die Region sehr. Was ich seit meiner Ankunft genoss, waren die öOentlichen Vorträge und
Konferenzen in Harvard und am MIT. Ein wahres Mosaik aus Themen wird jede Woche geboten, aus
Politik, Technik und Kunst.
Einmal New York durch die Augen eines Professors für Bauingenieurwesen und durch die Fenster der
großen Architektur und Statik Büros sehen. Ein Anblick, ein Verständnis, und eine Begeisterung für Design
und Ingenieurskunst die Begeistert. Und wer weiß, vielleicht nutze ich in Zukunft meine Kenntnisse im
Leichtbau und der Strukturoptimierung vermehrt in der Baubranche, wie auch Prof. Carstensen.
Um es auf den Punkt zu bringen: In Boston fühlte ich mich pudelwohl und die Carstensen Group wird
immer ein zuhause sein. Für die großzügige Unterstützung des DAHC möchte ich mich nochmals ganz
herzlich bedanken, denn sie haben es mir ermöglicht, all diese Erfahrungen zu machen – Erfahrungen, die
mein Leben nachhaltig verändert haben.
Alle Studierenden, die sich überlegen, ans MIT oder in die USA zu gehen, kann ich nur zusprechen, den
Schritt zu wagen! Für meinen Teil kann ich sagen, dass es die besten sechs Monate meines Studiums
waren.
Mit herzlichen Grüßen
Jo Gessert
PS: Ein kleiner Geheimtipp gegen Heimweh ist der European Club des MIT. Einmal die Woche kann man
sich über die amerikanischen Eigenheiten austauschen, wie beispielsweise das Fehlen von
Sitzmöglichkeiten und KaOeebechern, die nicht aus Papier bestehen, in Cafés New Englands und
gemeinsam darüber lachen oder einfach neue Leute kennenlernen. Eine große Empfehlung aber definitiv
kein Geheimtipp ist die Laufrunde entlang des Charles River. Die Aussicht eröOnet neue Perspektiven auf
die Städte Boston und Cambridge. Den Weg kann man vor lauter Joggern nicht verfehlen, einfach den
Anderen hinterher. Und in den wärmeren Monaten ist das Segeln auf dem Charles River direkt vor der Uni
eine einmalige Auszeit! Habt ihr einmal den Schein bekommen so ist er euer Leben lang gültig.
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